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( NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG - Erna Berg vom 9. Aug. 2013 )

Säckeweise Müll hinterlassen sogenannte Erholungssuchende und Badegäste am Niedringhaussee, sehr zum Ärgernis der Angler, die den Müll im Nachhinein aufsammeln müssen, um den See sauber zu halten.
Lotte. Das heiße Sommerwetter lockte in den vergangenen Wochen viele Badegäste an die Seen rund um Osnabrück. Doch das Baden ist nicht überall erlaubt. Am Niedringhaussee , der anteilig zu Lotte und Westerkappeln gehört, weist die Niedersächsisch Westfälische Anglervereinigung (NWA) durch nicht übersehbare Schilder darauf hin: „Baden, Surfen, Bootfahren aller Art, Schlittschuhlaufen, Befahren der Uferböschung usw. verboten. Und sie hat ihre Gründe dafür.

Horst Peplow aus Westerkappeln bezeichnet den im Volksmund genannten „Sundermannsee“ als einen der schönsten Seen im Umland von Osnabrück. Elf Eigentümer, darunter auch die NWA und die Gemeinde Lotte haben sich zu einer Ordnungspartnerschaft zusammengeschlossen, die in Aktion tritt, wenn Besucher sich nicht an die Regeln für das gesetzlich geschützte Biotop halten.

Roland Enders, Vorsitzender des Fischerei- und Naturschutzvereins Wersen , schildert vor Ort das menschliche und tierische Leben am See und gerät dabei gleich in eine Diskussion mit einem Radler, der kein Verständnis für das Badeverbot aufbringt. Er bezeichnet das als „harte Masche der NWA“ und meint. „Bei 30 Grad im Schatten wollen die Menschen gerne in einem See baden und Spaß haben. Kann es da nicht ein stilles Übereinkommen geben?“

Durch das Verbot habe sich das Biotop in jüngerer Zeit zum Vorteil entwickelt. „Die Maßnahmen haben auf jeden Fall gegriffen, denn die Natur am See hat sich wieder entfalten können“, sagt Lottes Hauptamtsleiter Werner Borchelt. Er erklärt, dass beide Gemeinden für die Überwachung des ruhenden Verkehrs am See zuständig seien. An Wochenenden parken viele Auto überwiegend mit OS- und ST-Kennzeichen zu beiden Seiten der Straße „Wersener Holz“. Lottes Ortspolizist Hans Witpoth, betont, dass es deutlich weniger Einsätze geworden seien und die NWA bei hartnäckigen Fällen mit der Unterstützung durch die Polizei rechnen könne.

Roland Enders freut sich über den Anblick von Spaziergängerin Anja Wöstenfeld, denn sie führt ihre drei Hunde vorbildlich angeleint und hat ihr Auto bei einer Bekannten geparkt. Die junge Frau ist häufig am Sundermannsee; sie genieße die tolle Artenvielfalt der Insekten an dem zirka 18 Hektar großen Gewässer. „Ich beobachte gerne die vielen Libellen, freue mich über die netten Angler, störe mich aber tierisch an dem liegen gebliebenen Müll. Warum kann man nicht verantwortungsvoll mit der Natur umgehen?“

Genau so sieht es auch der Angelverein. Lasterweise habe man den Müll in den vergangenen Jahren abgefahren, sagt Enders. Unterstützung erhalten die Naturschützer von Horst Peplow, der schon wieder 48 Säcke voll gesammelt hat. Vergangenes Jahr waren es 80. Erreicht habe man es immerhin, dass viele Besucher ihren Müll nicht mehr einfach liegen lassen, sondern in Plastiktüten an den sechs gut ausgewiesenen Sammelpunkten am Hauptweg deponieren. Der pensionierte Oberstudienrat hat Enders in einem Brief um einen stellvertretenden Sammler für die Zeit gebeten, in der er in Urlaub ist: „Man bekommt die Sache - wie Sie wissen - nur in den Griff, wenn man kontinuierlich täglich bei Sonnenwetter den See mit Müllsäcken umrundet (Frühsport).“

Als Frühsport mag Enders selbst das leidige Sammeln der Hinterlassenschaften von Badegästen und Grillern nicht mehr sehen. Enttäuscht berichtete er über die vielen Kiefern, Erlen und Weiden, die die NWA angepflanzt hat und die zum Teil abgebrochen oder wie die Seerosen ausgerissen wurden.

Spuren von Feuerstellen finden sich reichlich, manche riechen noch rußig. Das Laub am Boden knistert unter den Füßen nach so langer Trockenheit. Eine weggeworfene Kippe oder ein Stück Glas könnten verheerende Folgen für das wertvolle Naturerholungsgebiet haben. Grotesk wirkt eine Szene am Seeufer. Kanadische Gänse ruhen am hellen Sandstrand, der normalerweise von Wasser bedeckt ist. Neben ihnen steht ein verbrannter Bürostuhl.

Im See tummeln sich Aale, Barsche, Hechte, Karpfen, Schleie und Barsche. Rund um den See können Naturfreunde das Leben vieler Insekten, Reptilien und Amphibien beobachten. „Diese ehemalige Sandgrube weist an ihrem nördlichen Ufer die größte Artenvielfalt von Hautflüglern aller im Bereich Osnabrück befindlichen Gruben auf“, heißt es unter www.rutkies.de/biotope/NRW:OS-Sandgrube .

Dr. Andreas Kronshage vom LWL-Museum für Naturkunde mit Außenstelle Heiliges Meer bei Recke besucht den See hin und wieder zu Exkursionen zum Thema „Zauneidechsen-Vorkommen bei Westerkappeln“. Ein wunderschöner Anblick ist die herrlich gezeichnete Zauneidechse (Lacerta agilis), die mit etwas Geduld und Ruhe entdeckt werden kann. Sie ist in der Wahl ihres Lebensraumes nicht anspruchsvoll: Ein lockerer Boden für die Eiablage, etwas Gestrüpp als Deckung und Schutz vor Überhitzung und ein Sonnenplätzchen braucht sie zum Überleben. Wird ihr dies nicht mehr geboten, könnte die Zauneidechse aus diesem Gebiet verschwinden.

Das Badeverbot hat gute Gründe, wie Enders erklärt. Die Temperaturunterschiede im bis zu zwölf Meter tiefen See kann im Sommer über 20 Grad betragen, über 23 Grad oben, 5 Grad am Grund. Zurzeit liegt der Wasserspiegel einige Meter tiefer, denn das heiße Wetter hat viel Wasser verdunsten lassen. „Ab einer gewissen Tiefe gibt es eine Sprungschicht (Metalimnion), die Wassertemperatur fällt rapide ab, und Strömungen bewegen sich durch Windeinflüsse unkontrollierbar“, erklärt Enders die Gefahr für Badende.

Gäbe es keine Verbotsschilder am Ufer, könnte die NWA als Pächter verantwortlich gemacht werden, wenn Menschen im See ihr Leben lassen. Von Schikane könne deshalb keine Rede sein. Die Angler erwarten selbstverantwortliches Verhalten der Besucher.
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