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„Das ist eine Straftat“ – Bis zu 70 Meter lange Netze
( NOZ Stadt - Johannes Zenker vom 29.09.2015 )

Hans Macke, Vorsitzender der Niedersächsisch-Westfälischen Anglervereinigung
Hans Macke, Vorsitzender der Niedersächsisch-Westfälischen Anglervereinigung (NWA), über das Vorgehen der Wilderer, die Häufigkeit der Verstöße im Raum Osnabrück und die Intentionen seines Vereins.

Herr Macke, was ist Fischwilderei?

Unter Fischwilderei versteht man das illegale Angeln oder Fischen an einem Gewässer, an dem man nicht fischereiberechtigt ist. Wer angeln möchte, benötigt entweder den Erlaubnisschein eines Angelvereins oder die Genehmigung des Fischereiberechtigten. Das trifft auf nahezu alle Gewässer im Binnenland zu, also gleichermaßen auf öffentliche wie private. Dazu muss man wissen, dass Fischwilderei in Deutschland keine Ordnungswidrigkeit, sondern ein Straftatbestand ist, egal ob jemand nur seine Angel unberechtigt ins Wasser hält oder im großen Stile mit Netzen und Reusen fischt.

Was ist so schlimm an Fischwilderei?

Gerade Personen, die wahllos Fischmassen an Land ziehen, um hinterher zum Beispiel Karpfen, Aale oder Hechte schwarz zu verkaufen, richten großen Schaden an. Sie dezimieren unter anderem unkontrolliert den Fischbestand, was dazu führen kann, dass die Fischpopulation aus den Fugen gerät. Zudem treten Fischwilderer den Tierschutz mit Füßen. Teilweise holen sie Netze tagelang nicht aus dem Wasser, weshalb die Tiere qualvoll sterben. „Schwarzangler“ verstoßen also nicht nur gegen das Strafgesetzbuch, sondern auch gegen das Tierschutzgesetz. Und sie schädigen auch die Angelvereine finanziell erheblich.

Was machen Sie bei der NWA besser? Auch bei Ihnen sind am Ende Tiere tot.

U ns geht es nicht darum, große Mengen Fisch zu fangen. Auch das Angeln als Sport zu sehen, bei dem es das Ziel ist, den größten Fang zu machen, um sich mit anderen zu messen, ist bei uns verpönt. Wir möchten die herrliche Atmosphäre am Gewässer genießen und fangen Fische nur zum Verzehr. Und dabei bringen wir dem einzelnen Tier großen Respekt entgegen. So führen wir die Fische behutsam über den Kescher aus dem Wasser heraus und betäuben sie waidgerecht vor der Schlachtung. Untermaßige Fische und geschützte Arten werden von uns vorsichtig ins Wasser zurückgeführt. Außerdem sind uns Naturschutz und Nachhaltigkeit wichtig. Wir kümmern uns um die Gewässerpflege und überprüfen die Bestände.

Der Landessportfischerverband hat kürzlich eine Zunahme der Fischwilderei in Süd-Niedersachsen beklagt. Wie sieht es in der Region Osnabrück aus?

Wir stoßen immer wieder auf illegale Angeltätigkeiten, aber eine steigende Tendenz verzeichnen wir nicht. Wenngleich man nie weiß, was unter der Wasseroberfläche geschieht. Vermutlich werden hier und da illegal angebrachte Netze von uns leider nicht entdeckt.

Welche größeren Fälle hat es in den vergangenen Jahren gegeben?

Vor einigen Jahren haben wir im Alfsee erst ein 70 Meter langes und vier Wochen später ein 50 Meter langes Netz gefunden. Es waren Fische drin, die qualvoll verendet sind. Wir haben Strafantrag gegen unbekannt gestellt. Die Täter wurden aber nie ermittelt, obwohl wir uns sogar nachts auf die Lauer gelegt haben, um die Personen auf frischer Tat zu ertappen. Im vergangenen Jahr wurde ebenfalls ein Netz in einer Bucht im Mittellandkanal entdeckt.

Was kann man gegen Fischwilderei tun?

Da hilft nur Kontrolle. Die NWA ist in örtliche Gruppen unterteilt, in deren Obhut sich jeweils zwei, drei Gewässer befinden. Dort unternehmen Fischereiaufseher Kontrollgänge oder fahren die Gewässer ab, um unter der Wasseroberfläche verborgene Netze zu finden. Die Kontrollen werden auch nachts durchgeführt, denn die Abend- und Nachstunden sind die bevorzugte Zeit dieser Zeitgenossen. Wir tun in Abstimmung mit der Politik und anderen Verbänden viel für die Prävention und scheinen damit Erfolg zu haben.

In der Region haben sich zuletzt Fälle von Fischsterben gehäuft. Fürchten Sie weitere Fälle?

Grundsätzlich ist die Gewässerqualität dank nationaler und europäischer Leitlinien wesentlich besser als früher. Von daher bin ich für die Zukunft guter Dinge. Die in der Region aufgetretenen Fälle waren zum Teil Folgen von Verkehrsunfällen oder Störfällen technischer Anlagen. Dabei sind Schadstoffe, belastete Abwasser oder Gülle beziehungsweise Silagen ins Wasser gelangt. Ich bin mir aber sicher, dass niemand absichtlich Fischsterben herbeiführen möchte, und halte daher nichts von voreiligen Schuldzuweisungen. Wenn ein Verursacher ermittelt ist, bevorzuge ich das offene und sachliche Gespräch. Beim Feststellen von Fischsterben ist es jedoch unerlässlich, Polizei und Umweltbehörde zu informieren. Ein nachhaltiger Schaden im und am Gewässer kann nie ausgeschlossen werden.

So auch in jenem Fall, als im Juli mehr als 1000 Fische in der Nette gestorben sind?

Genau. Bereits von den Anglern, die das Fischsterben als Erste festgestellt haben, wurden die zuständigen Behörden informiert. Wir haben uns kurze Zeit später mit dem Verursacher an einen Tisch gesetzt und gütlich geeinigt. Der Verursacher hat den entstandenen Schaden beglichen und auch unsere Maßnahmen, den Fischbestand wieder aufzubauen, unterstützt.

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