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( Peter Selter - Bramscher Nachrichten vom 16.03.2019 )

Jedes Kilo Jungtiere war genau verplant. Hier teilt Harry Ferch von der NWA die für den Ortsverband Fürstenau bestimmte Menge zu und übergibt sie an Karl-Heinz Brüggemann (links). (Foto: Peter Selter)
Engter. Von den Anglervereinen der Region wurden jetzt 400.000 kleine Aale in den heimischen Gewässern ausgesetzt. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer aus den hiesigen Anglervereinen sorgten dafür, dass die aus Frankreich angelieferten Baby-Aale schnell zurück in die Freiheit gelangten.

Es ist die wohl größte Artenschutzmaßnahme in Niedersachsen im Jahr überhaupt und eine Aktion, die vollends unter der Überschrift "Nachhaltigkeit" steht. In der Flussmündung des französischen Flusses Garonne wurden die kleinen Glasaale gefangen, sofort in Kisten verpackt, mit Kühlelementen und frischem Sauerstoff versehen und im Kleintransporter nach Niedersachsen gebracht.

Vertreter der 19 Untergruppen der Niedersächsisch-Westfälischen Anglervereinigung nahmen jetzt die Transportboxen mit rund 120 Kilogramm Jungtieren in Engter auf einem Parkplatz nahe der Autobahn entgegen und sorgten dafür, dass die Tiere so schnell wie möglich an ihrem Bestimmungsort ausgesetzt wurden.

Vor ihrem Fang haben die fünf bis zehn Zentimeter langen, wenige Monate alten Tiere bereits einmal von der Sargassosee aus, einem Meeresgebiet östlich Floridas, den Atlantik überquert, erklärt Florian Möllers vom Anglerverband Niedersachsen. Die Sargassosee ist der Ort, an dem auch die europäischen Aale laichen. Von hier aus starten die Jungtiere dann zu ihrer langen Reise in die Flüsse und Seen der jeweiligen Kontinente.

Es sei für die Tiere mittlerweile schwierig, dass sie die Strecke von den europäischen Flussmündungen bis hin in das Landesinnere der Europäischen Staaten alleine bewältigen. Es gebe auf der Strecke durch Schöpfbauwerke, Wasserkraftanlagen und Flussvertiefungen viele Störungen für die Tiere. Deshalb habe man als Landesverband seit dem Jahr 2011 für die Tiere quasi die Abkürzung über den Landweg organisiert, so der Diplom-Biologe.

Der Bestand der Aale in Niedersachsen sei in den letzten Jahren um bis zu 80 Prozent zurückgegangen, erklärt Florian Möllers. Der Niedersächsische Anglerverband und auch die Niedersächsisch-Westfälische Anglervereinigung haben sich zum Ziel gesetzt, die Aalbestände durch solche konkreten Besatzmaßnahmen zu steigern. Nach 20 bis 25 Jahren in unseren heimischen Gewässern hätten die Aale dann die Größe, um sich dann als sogenannte "Blankaale" wieder auf den Weg in die Sargassosee zu machen und ihrerseits wieder zu laichen und damit den Kreislauf der natürlichen Aalwanderung zu schließen, erklärt Florian Möllers.

Die Kosten für die Jungtiere würden extremen Schwankungen unterliegen. Bis zu 1300 Euro müssten zeitweilig für ein Kilo bezahlt werden. Derzeit liegt der Preis zwischen 400 und 500 Euro. Die Besatzmaßnahmen werden im Rahmen des Europäischen Meeres- und Fischereifonds gefördert, die restlichen Kosten tragen die Angelvereine. Es sei übrigens nicht möglich, Aale in Gefangenschaft zu züchten. Das funktioniere nicht, so Möllers. Aufgrund der Besatzmaßnahmen mit kleinen Aalen sei mittlerweile durchaus ein positiver Trend in den Aalbeständen Niedersachsens zu erkennen, erklärte der Landesverbandsvertreter. Nun gelte es zu hoffen, dass sich durch die Klimaveränderungen keine weiteren Änderungen im Verlauf des Golfstromes ergeben würden, denn dass könnte für die Tiere dann noch mehr Probleme bedeuten, gab Möllers zu bedenken.

Die Tiere seien auch dadurch gefährdet, dass mittlerweile ein erschreckend großer illegaler Schmuggel von EU-Aalen nach Asien entstanden sei. Auf dem Schwarzmarkt in Asien würden diese Tiere mittlerweile weit höhere Preise erzielen als Elfenbein oder Kokain. Dort werden bis zu gut 6000 Euro für ein Kilo Glasaale bezahlt. In Deutschland werden die Tiere gemäß "Roter Liste" als stark gefährdete Art geführt wird. Ein Grund mehr für den Anglerverband Niedersachsen, seine Aufgabe als landesweit größter Besatzakteur fortzusetzen. Allein im Jahr 2019 würden so über 3,5 Millionen Jungtiere im Wert von rund 380.000 Euro besetzt, freut sich der Diplom-Biologe.

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